Unser zweiter Tag führt uns in die Region um Urzicuta. Auf der Anfahrt fahren wir über unbefestigte Straßen und Baustellen. Nach einer Stunde erreichen wir die erste Familie. Die 30-jährige Mutter versorgt im Sommer ihre Mutter und ihre beiden Kleinkinder ganz allein, da der Vater nach einigen Jahren Arbeitslosigkeit als Saisonarbeiter im Ausland einen Job gefunden hat. Das Wohngebäude befindet sich in einem schlechten Zustand. Eine Straße weiter versorgen wir die zweite Familie, deren Dach fast komplett zerfallen ist. Der Vater ist regelmäßig gewalttätig gegenüber seiner Frau, aber umsorgt seine Kinder ordentlich und der Nachwuchs kann die örtliche Schule besuchen. Bei der dritten Familie haben auch uns die Gefühle teils überwältigt. Wir finden ein Haus mit marodem Dach vor, in dem eine Mutter mit vier Kindern und der Oma, die nach einer schweren Herzerkrankung einen Herzschrittmacher erhielt, leben. Eine Tochter leidet seit Geburt an Epilepsie.
Die Dankbarkeit strahlt nach der Übergabe der Hilfsgüter und Spielsachen aus ihren Augen. Einige Familien später erreichen wir in der Mittagshitze bei 37° C ein Grundstück mit einem neu errichteten Haus und einem halbfertigen Nebengebäude. Auf Nachfragen bei dem örtlichen Bürgermeister Florentin Panduru und der kommunalen Sozialarbeiterin Ana-Maria Florescu konnten wir die Situation vor Ort erkennen. In dem Nebengebäude, welches nur teilweise Fenster aber keine Türen besitzt, leben drei Kinder und die Eltern. Diese müssen sich um das Grundstück und das Hauptgebäude kümmern. Trotz den Aufgaben muss die Familie noch Miete bezahlen.
Die vorletzte Familie an diesem Tag führt uns zu einem 10-jährigen Jungen, der nach einer Hirnblutung im dritten Lebensjahr von seinen Eltern verlassen wurde. Die seelischen Wunden lassen sich deutlich erkennen, während seine Oma uns von seiner Geschichte erzählt. Die letzte Familie stellt unseren gewohnten Ablauf auf den Kopf, da die gesamte achtköpfige Familie an Tuberkulose und Hepatitis erkrankt ist. Die Übergabe der Nahrungsmittel und Hilfsgüter kann nur mit einem erhöhten Schutzaufwand durchgeführt werden und erfolgt nahezu kontaktlos. Die Familie trug ohne unser Zutun vom ersten Moment an einen Mund-Nasen-Schutz um uns zu schützen. Die Rückfahrt verlief relativ still und in sich gekehrt, um die erlebten Impressionen verarbeiten zu können.
Wir freuen uns auf morgen und auf neue glückliche Kinderaugen.