Wie transportiert man 250 Paletten Hilfsgüter (darunter allein schon 25 Tonnen Lebensmittel, Kleidung, medizinische Hilfsmittel, Kindergarten-Ausstattung und mehr als 10.000 Weihnachtspäckchen für Kinder) nach Rumänien?
Für jemand, der sich sonst eher zwischen Schreibtisch, Sitzungszimmer und Kanzel bewegt hat der Nikolauskonvoi fast schon Abenteuercharakter. Zum ersten Mal starte ich mit 34 anderen erfahrenen, aber auch „jungfräulichen“, Helferinnen und Helfern auf eine lange Reise mit dem Ziel Craiova, im Süden Rumäniens. Bei der Abfahrtszeremonie in Burgau gibt uns der katholische Ortspfarrer einen schönen Gedanken mit auf den Weg: Wie einst der Bischof Nikolaus wollen auch wir den Ärmsten der Armen helfen ohne großes Aufsehen darum zu machen: Anpacken statt reden, machen statt nachdenken.
Die Schirmherrin Dr. Beate Merk bedankt sich nochmals bei allen Beteiligten, vor allem auch bei den unermüdlichen Spendensammlern und Planern, die das ganze Jahr auf diesen Tag hinarbeiten. Mit dem Lied vom heiligen Nikolaus, vorgetragen vom örtlichen Kindergarten werden wir schließlich auf den Weg geschickt: Betriebsam und doch koordiniert wuseln gelbe Sicherheitsjacken über den Platz auf dem sich die 13 Fahrzeuge, davon sieben 40-Tonner versammelt haben.
Vor uns liegt die 1.500 Kilometer durch Bayern, Österreich, Ungarn und Rumänien bis zu einem Logistik-Stützpunkt der Firma Cummins im Industriegebiet von Craiova. Über Funkgeräte wird der ganze Konvoi vom Führungsfahrzeug aus koordiniert und ganz schnell wird mir klar: So eine große Fahrzeugkolonne stellt ganz andere Anforderungen an Mensch und Maschine als eine lange Urlaubsfahrt. An jeder Abzweigung und an jedem Kreisverkehr gilt es für die Fahrzeugführer, den Konvoi möglichst geschlossen zu halten, teils zum Leidwesen der anderen Verkehrsteilnehmer…. Für den Fall, das es zu Ausfällen kommen sollte, werden die „neuralgischen“ Fahrzeuge durch GPS-Geräte der Firma Bornemann überwacht. Diese Geräte werden dann in Craiova auf die einzelnen Teams verteilt, damit auch hier die Standorte immer nachzuvollziehen sind. Ein weiterer Grund hierfür: Alle Daheimgebliebenen, Spender, Unterstützer und Interessierten können LIVE auf der Homepage des Nikolauskonvois nachsehen wo Helfer und Hilfsmittel gerade sind.
Die Technologie für die öffentliche Tracking-Seite, stellt die Firma CODE’N’GROUND bereit.
Unterwegs machen wir an sechs Stationen Halt um aufzutanken, die Fahrzeuge wie auch die Helfer: Wenn der Tross auf die Parkplätze einfährt erwartet uns jedes Mal bereits das Vorauskommando, weist uns Stellplätze zu und hat das Versorgungsfahrzeug mit Essen, Süßigkeiten und vor allem mit der Maschine für Kaffee und Tee bereits aufgebaut. Bei jedem Stop wechseln die Fahrer, bei der langen Strecke, größtenteils nachts und bei winterlich-ungemütlichem Wetter gilt es die Kräfte einzuteilen, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen.
Der Segen, den wir am Morgen noch vom Pfarrer zugesprochen bekommen haben zeigt seine Wirkung: Ohne Unfälle oder Staus rollt der Konvoi auf seinem Weg vorwärts, selbst die Grenzformalitäten halten uns nicht auf. Noch im letzten Jahr standen die Fahrzeuge mit den Hilfsgüter viele Stunden in der Warteschlange an der Grenzabfertigung. Dieses Mal werden die LKWs einfach durchgewunken und müssen sogar auf die Kleinfahrzeuge warten, da die Passkontrolle an der ungarisch-rumänischen Grenze den restlichen Konvoi ausbremst.
Als wir die Autobahn verlassen bekomme ich zum ersten Mal einen Eindruck von Rumänien: Die letzten 200 Kilometer bis zum Ziel führen uns auf Landstraßen über einen Ausläufer der Karpaten und durch viele kleine Dörfer. Prachtvolle, fast schon dekadente Bauten stehen hier neben kleinen, baufälligen Häusern mit einfachen Fenstern. Bei 8 Grad Minus steigt aus jedem Schornstein eine Rauchfahne, geheizt wird mir allem, was brennt und das riecht man auch. Auf der zweispurigen Straße begegnen wir PS-starken Fahrzeugen aller deutschen Automobilmarken ebenso wie einfachen Leiterwagen, von zwei Pferden gezogen. Der Kontrast zwischen Reich und Arm lässt sich schon aus dem LKW-Fenster heraus erahnen.
Nach 26 Stunden Fahrt rollt der Konvoi in die große Lagerhalle, die uns in der Woche als als Ausgangspunkt für die Tagesfahrten zu den diversen Einrichtungen (Kinder- und Altenheime, Schulen und Kirchen) dient. Die lange Fahrt und die Kälte hat Kraft gekostet, aber noch sind wir nicht fertig: Die ersten LKWs müssen entladen und die Hilfsgüter systematisch sortiert werden, damit wir morgen beginnen können, die Päckchen und andere Spenden zu verteilen. Morgen werden wir in einem Obdachlosenheim, einer Kirche und einem Heim für behinderte Kinder die ersten Lieferungen verteilen.