Neuer Tag neues Glück, wenn man hier überhaupt von Glück sprechen kann. Der Wecker hat definitiv zu früh geklingelt, das liegt einfach daran, dass die Tage hier in Rumänien sich definitiv nur halb so lange anfühlen wie zu Hause. Um 07:30 Uhr verlassen wir das Hotel in Richtung Lager. Sammeln nochmals letzte Sachen ein, welche unbedingt auf Tour mit müssen. Ihr fragt euch bestimmt was das so ist…?
Kuscheltiere, um das Eis zu brechen und Süßigkeiten. Ich glaube auf rumänisch heißt das „Bonbonelle“… oder so… die Kinder freuen sich immer so und sagen dann ein Wort, welches sich für mich so anhört.
So… auf unserem Plan/Tour stehen 2 Schulen, 1 Kindergarten und 2 Familien. Ab heute sind wir das Team „rot“. Nachdem wir noch Unterstützung von drei World Vision Damen und zwei Cummins Mitarbeitern bekommen haben, geht es los… fragt mich bitte nicht genau wohin… wir sind ca. eine Stunde zur ersten großen Schule gefahren. Dort waren 380 Kinder und ca. 20 Familien. An so großen Verteilstellen bleibt leider wenig Zeit für tief persönliches, da wir uns ja auch ein bisschen beeilen müssen, weil noch andere Kinder sehnsüchtig auf uns warten.
Nach der ersten Schule waren wir bei der ersten Familie. Auf der Fahrt dorthin quetscht Rosi die Damen von World Vision aus, um mehr über das Schicksal zu erfahren. Es ist eine junge Mutter, 29 Jahre, vier Kinder (2, 4, 5 und 8). Sie ist zur Zeit alleinerziehend. Wohnt in einem halbfertigen Neubau irgendwo fast am Ende des Ortes und bewohnt dort 2 Zimmer mit ihren Kindern. Der Vater ist im Gefängnis in Holland. Er arbeitete dort, um den Neubau zu finanzieren. Während seines Aufenthaltes ist er in eine Rangelei geraten, sein gegenüber stürzte blöd und verstarb. Nun wartet er auf sein Urteil. … die Frau sitzt nun erst einmal alleine da…. Wir durften mit in die kleinen Zimmer. Hier wohnen sie zu fünft und noch ein paar Katzen. Die Kleinen haben gerade ihre Geschenke geöffnet, welche sie im Kindergarten und in der Schule von uns bekamen. Zuckersüße Kinder, die Mutter wirkte etwas überfordert. Ich habe mir die Zeit genommen und bin eine ganze Weile bei den Kleinen gesessen. Man sitzt da und doch nicht und frägt sich, wo um Himmels willen ist die Gerechtigkeit? Oder hat darauf gar nicht jeder Anspruch? Das was mich täglich hier bei allem was ich tue bewegt ist, warum man oft so unzufrieden ist, wenn man doch alles hat? Jedenfalls haben wir vieles mehr… was uns aber manchmal einfach leider fehlt ist, dass wir uns an kleinen Dingen freuen. Ich glaube manchmal sogar wir haben das verlernt. Die kleinen Kinder haben sich wieder so über eure Geschenke gefreut. Über neue Stifte, über ein Malbuch… der Kleinste freute sich so sehr über das gebrauchte Bobbycar, dass es mir schon wieder Tränen in die Augen getrieben hatte…
An manchen Tagen muss ich mir schon morgens die Tränen verdrücken. Man weiß schon ein bisschen, was der Tag so bringt und auch wir sind ganz und gar nicht aus Stein. Tja, manchmal bestehen wir auch nur aus Watte. Der 1. Konvoi viel mir ehrlich gesagt leichter, nun ist es so, dass man schon vorher weiß was man zurücklässt… soll ich euch mal was sagen, manchmal kurz vor der Heim fahrt würde ich am liebsten ein paar Schicksale mitnehmen…. Wenn ich unser Haus auf die m2/pro Person in Rumänien umrechnen würde… ha, da könnten wir einigen Unterschlupf bieten..
Irgendwie ist mein Kopf heute durcheinander, aber es gibt noch zwei Sachen, welche ich euch mitgeben möchte. Heute war wieder ein Junge. Er hatte ein Jacket an und ein Hemd… und ja genau der Junge war heute der Sohn der Mutter von vier Kindern. Immer wieder fällt es auch uns schwer anhand von der Kleidung zu sehen, wie die armen Kinder zu Hause leben müssen.
Eine zweite Sache, welche wir auch fast täglich erleben. Wieder und wieder erleben wir, heute war es genau zweimal, dass es tatsächlich Menschen gibt, welche in der Mitte von Nirgendwo wohnen und welche es mehr als Wert sind, einen LKW durch unmögliche Wege zu drücken…
Ah und was ich euch noch gar nicht verraten habe… erinnert ihr euch noch an unseren „Bub“ vom letzten Jahr… ?
Den besuchen wir am Donnerstag. Eigentlich wollte ich mich einfach nur freuen, aber vor zwei Wochen ist das Haus von seiner Oma und ihm auch noch abgebrannt. Nun hat er und seine Oma einen Container zur Verfügung gestellt bekommen, welchen wir am Donnerstag einrichten. Ich bin schon sooooo aufgeregt und habe ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch, weil ich Angst davor habe die beiden hier zurückzulassen, ja ihrem Schicksal zu überlassen…uns sind die Hände gebunden…
Der Klos in meinem Hals sagt mir, jetzt ist Schluss für heute…
Gute Nacht und bis morgen!