Gedanken 29.11.2022 – Team grün und gelb

Urzicuta – unser heutiges Ziel ist uns bereits bekannt. Wir waren letztes Jahr bereits dort und wir wussten heute früh schon, was uns erwarten wird. Ob das gut oder schlecht ist kann ich euch nicht sagen. Jedenfalls wenn man Armut definieren oder beschreiben müsste, so lohnt sich ein Besuch in dieser Gemeinde.


Hier bewegt sich die Armut in einem ganz anderen Level. Die Armut bekommt hier ein Gesicht und wenn man in die Hütten eingeladen wird erkennt man auch den Geruch der Armut. Wahrscheinlich wundert ihr euch und ihr denkt vielleicht, was ich heute wohl rede. Ja die Armut hat ein Gesicht! Sie ist schmutzig, hat ein Gesicht, bzw. Tausende Gesichter und ja man kann sie riechen.

Einige wissen vielleicht was ich meine und allen anderen würde ich gerne eine Nase voll als Probe schicken. Armut sieht nicht schön aus, fühlt sich nicht gut an und von Jahr zu Jahr fällt es mir schwerer sie zu fotografieren und davon zu erzählen. Immer wieder suche ich das „warum“ hierfür. Wie wäre wohl eine Welt ohne Armut? Es gibt bestimmt Gründe dafür, denn viele wissen erst wie reich sie sind, wenn sie die Armut in der Nachbarschaft haben.. und nein nicht alle Menschen sind selbst schuld daran… Jeder Mensch kommt irgendwo auf die Welt und hier hat man Glück oder Pech. Es ist wie bei der Teilnehme in einem Gewinnspiel manche gewinnen doch meistens gewinnen die anderen. Es ist nämlich so, dass mehr Menschen in Armut leben wie wir wahr haben möchten. Das heißt: man hat nicht mal eine 50:50 Chance in diesem Spiel…

Wie auch immer ich hatte bei meiner Geburt Glück und bin mehr als dankbar hierfür und schäme mich aber manchmal gleichzeitig für diejenigen, die das nicht wahrhaben möchten.

Mehrere Familien haben uns heute ihre Türen geöffnet und als wir in die Behausungen mit Lebensmitteln unterm Arm hineingingen, sind wir fast automatisch wieder rückwärts rausgegangen, dieser beißende Geruch der einem in die Nase steigt ist nicht schön. In so einem Moment kann man dann nicht rückwärts rausrennen, sondern muss da dann eben durch, reingehen und so tun als wäre es normal. Kein Mensch möchte so leben… man tritt über die Schwelle und steht auf Lehm… die nackten Füße der Kinder sind schmutzig, sie haben Dreck unter den Fingernägeln und frieren. Aber sie haben soviel Hoffnung in den Augen wenn sie uns anschauen.

Auch heute war wieder dieses eine Kind, das man anschaut und irgendwie fühlt es sich an, als ob man sich schon länger kennt. Diese Augen strahlen einen an… diese Hände nehmen einen an der Hand und zeigen das zu Hause, diese Arme drücken einen ganz fest, als möchten sie einem sagen bitte lass mich hier nicht alleine… Man muss schon ganz viel schlucken, wenn man sich verabschiedet, eine schnelle Umarmung rein ins Auto und bloß schnell weg, damit sie nicht sehen, wie traurig wir in diesen Momenten sind…

Heute bin ich traurig, traurig darüber, dass man diese kleinen Menschlein nicht aus ihrem Schicksal reißen kann, wir können sie unterstützen, aber auch nicht alle. Wir tun was wir können und doch fühlt es an, als wäre es immer zu wenig…