Der letzte Verteiltag steht nun vor uns, gesehen haben wir bereits mehr als genug, also sammeln wir unsere mentalen und körperlichen Kräfte.
Wir sind alle motiviert und bereit für die Familien, welche wir heute anfahren.
4 große Fahrräder sind noch auf unserem LKW, diese gilt es gerecht zu verteilen. Immer wieder hofft man, dass wenn man ein Fahrrad rausgegeben hat, nicht noch eine Familie kommt, die es nötiger hat. So haben wir im Vorfeld versucht aufgrund unseres Tourplans die Fahrräder zu verplanen und aufgrund des Armutslevels zu verteilen. Gemacht getan de Fahrräder wurden abgeladen wie geplant und das war gut so… mehr dazu später….
Immer wieder schreibe ich von den Kindern, die man anschaut und (wahrscheinlich wisst ihr was jetzt kommt) ja genau, die sich tief ins Herz brennen…. Bei der siebten Familie war es dann soweit, wir sind ausgestiegen, der Anblick des Hauses und der Hofstelle wie immer. Wir bzw. ich auf jeden Fall, sehe schon vieles gar nicht mehr, weil ich versuche für die Menschen noch Platz zu haben. Es standen vor uns eine taubstumme Großmutter und ein kleiner Lockenkopf mit schmutzigen Wangen und dreckigen Fingernägeln. Der kleine dunkelhaarige Lockenkopf wohnt bei der taubstummen Oma, die Mama hat sich aus dem Staub gemacht, der Vater lässt sich ab und zu blicken. Wenn man es aber genau sehen möchte, steht die taubstumme Oma mit dem fünfjährigen Lockenkopf alleine da… toll war, dass wir sehr viel abladen konnte, um den beiden die kommende Zeit zu erleichtern. Uns viel dann noch ein, dass da eine Tasche ist, welche uns noch für ein Mädchen kurz bevor wir losfuhren in die Hand gedrückt wurde. Mit der gefüllten Einkaufstasche in der Hand lief ich ans Haus und habe sie dort abgestellt. Als ich schon wegwollte hielt mich die taubstumme Oma am Arm fest und fing an zu weinen… sie weinte immer mehr und gestikulierte wild mit den Händen und gab irgendwelche Laute von sich… anfangs haben wir sie nicht verstanden, denn sie kann ja nicht sprechen, dann wollte sie immer wieder den kleinen Lockenkopf in unsere Richtung schieben… das ganze ging zehn Minuten lang bis wir verstanden habe, was sie von mir wollte. Sie wollte, dass ich sie mitnehme. Sie heulte und heulte und heulte und machte uns klar, dass sie mit dem kleinen Lockenkopf total alleingelassen wurde und überfordert ist. Wir standen alle wie versteinert da und jeder für sich (ich bin mir sicher jeder) hat sich leise in seinem Kopf überlegt, wie wir den kleinen Lockenkopf da rausbekommen und gleichzeitig wurde uns bewusst, dass dies nicht möglich ist. Ich spürte jetzt ist es Zeit zu gehen, wir müssen weg bevor wir hier zusammenbrechen und mit der Oma weinen. Ich drückte die Oma ganz feste und bin dann fast schon ins Auto gerannt, konnte niemanden mehr ansehen, denn meine Augen waren übervoll mit Tränen und ich fühlte mich so hilflos. Aber das ging nicht nur mir so, wir fuhren weiter und auf den Funkgeräten war totenstille. Als wir bei der nächsten Familie angekommen sind, hat keiner ein Wort geredet.

GABRIELLA hat unser Herz geraubt und mein Herz brennt und tut schon unerträglich weh, während ich das hier schreibe…
Es bleibt nur eine Möglichkeit. Wir werden versuchen in Zukunft Gabriella zu begleiten. Unsere Partnerorganisation Vorort wird ein Auge auf sie haben bis wir wieder kommen.
Nach allem schlimmen durfte sich unser Herz wieder freuen, wir standen bei einer weiteren Familie als plötzlich mehrere Fahrräder neben unserem LKW abrupt anhielten und Kindergelächter zu hören war… Unsere 4 Fahrräder kamen mit ihren neuen Besitzern angerast, die neue Fahrradgang des Ortes… vielleicht die neuen „wilden Kerle“ oder die „wilden Hühner“ oder eine Mischung davon…


Nun ist Schluss, wir sind alle komplett ausgebrannt und leer, es wird Zeit nach Hause zu fahren, zu unseren Familien und Freunden, in unser zu Hause. Der Akku muss gefüllt werden und unsere Seele muss sich ausruhen. Wir spüren wie wichtig ein zu Hause ist….