Schon als Kind habe ich jedes Jahr Päckchen gepackt um sie an arme Kinder zu schicken – und schon immer fragte ich mich, wie diese wohl ankommen und welches Gesicht das Kind machen wird, wenn es mein liebevoll gepacktes Geschenk aufmacht. Das einmal mitzuerleben war
ein großer Wunsch. Dieses Jahr bin ich unglaublich glücklich, tatsächlich einmal vor Ort dabei zu sein und den Nikolauskonvoi zum ersten Mal zu begleiten.
Die Abfahrtszeremonie und Hinfahrt steigerten bei mir die Vorfreude. Die gesamte Fahrt in einem Konvoi unterwegs zu sein gab einem total das Gemeinschaftsgefühl und durch die Hilfsbereitschaft der Gruppe fühlte ich mich gleich wohl. Als wir durch Rumänien fuhren, konnte ich teilweise gar nicht glauben, noch immer in der EU zu sein – ganz viel Müll am Straßenrand, streunende Hunde und heruntergekommene Häuser. Aber an anderen Abschnitten gab es auch wieder wirklich schöne Stellen.
Am Samstag wurde dann noch alles ausgeräumt, was teilweise ein bisschen anstrengend war, aber der Gedanke, dass jedes Päckchen jemanden glücklich machen wird, motivierte mich total. Abends war ich dann wirklich dankbar, nach dem leckeren Essen todmüde ins Bett zu fallen.
Am Sonntag ging es dann richtig los. Ansonsten war ich am 1. Advent häufig auf dem Weihnachtsmarkt unserer Schule, wo Spenden für ganz viele Projekte gesammelt werden. All das wirkte immer so weit entfernt – diesmal bin ich Teil davon. Zunächst waren wir bei einer dreiköpfigen Familie, die in einem heruntergekommenen kleinen Haus lebt. Die Kinder waren recht schüchtern, aber schienen sich sehr zu freuen. Am Ende zeigte uns deren Mutter noch einen kleinen Welpen – den hätten wir am liebsten mitgenommen. Weiter ging es zu einer Familie mit wirklich vielen Kindern, die in einem vollgestellten Kellerraum wohnen. Sie freuten sich sehr über die Geschenke und öffneten sie sofort. Einer der Jungen bot uns voller Begeisterung einen der Kinderriegel aus seinem Päckchen an – so goldig. Die Augen der Kinder so leuchten zu sehen, erfüllte mich richtig.
Insgesamt ging es heute zu neun Familien. Deren
Lebensumstände unterschieden sich, manche wirkten ziemlich bedürftig, anderen
wiederum ging es etwas besser. Auch die Reaktionen waren immer anders. Manche
freuten sich einfach, während viele auch sehr zurückhaltend und schüchtern
waren. Sehr berührt hat mich die Geschichte einer Frau, die mit ihren beiden
Töchtern in einer Wohnung lebte. Sie erzählte uns von ihrem Mann, der sie
geschlagen hat und sie dann später verließ und inzwischen gestorben ist.
Nachdem wir die letzte Familie besucht haben, fiel uns eine alte Frau auf, die
nur sehr schwer und langsam mit einem Stock laufen konnte. Wir schenkten ihr
einen Rollator, welchen sie erst ablehnte, doch dann, als sie realisierte, dass
wir dafür kein Geld verlangen, dankend annahm.
Im Großen und Ganzen war es ein sehr aufregender und bewegender erster Tag. Ich bin gespannt, was mich in der restlichen Woche noch erwartet. Es ist etwas ganz anderes, in der Adventszeit einmal nicht in unserer perfekten Welt des Überflusses zu sein und Lebkuchen, Plätzchen und Glühwein zu genießen, sondern sich auch um diejenigen zu kümmern, die sich Weihnachten so wie wir es kennen, nicht leisten können. Ihnen durch unsere Unterstützung auch dieses Weihnachtsgefühl geben zu können, ist einfach ein wirklich wundervolles Gefühl.