Nachdem wir abends doch immer recht spät von unseren Touren und aus dem Lager zurückkommen, haben einige heute morgen doch etwas müde ausgesehen…
Was jedoch bestimmt jedem einzelnen morgens durch den Kopf geht „was erwartet mich heute“ und die nächste Frage

„wie gehe ich damit um“… Irgendwie gibt es hier jegliches Schicksal was man sich im Dunkelsten vorstellen kann.
Soweit so gut wir haben wieder etliche Familien auf der Tour stehen. Heute sind wir mit Paul unterwegs, er weiß und kennt die Familien, welche wir heute anfahren. Die Gemeinde Afumati ist heute unser Ziel. Wenn man schon mehrmals Teilnehmer des Nikolauskonvois war fühlt es sich manchmal an, als würde man eine Mauer als Schutzwall um sich bilden, so fahren wir los von Familie zu Familie am Anfang der Tour hat man Mitleid, nimmt das Schicksal zur Kenntnis, übergibt Lebensmittel und fährt weiter und dann sind da diese Familien, man steigt aus dem LKW aus schaut in ihre Augen und dann war er weg, der Schutzwall bröckelt und stürzt letztendlich ein.
So standen wir vor einer Familie, 3 Mädels, 2 Jungs – teilweise bekleidet in kurzen Hosen, natürlich keine Socken, schmutzige Wangen und Füße. Auch wenn das immer so erbärmlich aussieht, so haben wir immer füreinander ein warmes Lächeln und vor allem dann auch ratzfatz warme Socken parat. In solchen Momenten bin ich unendlich dankbar über jede einzelne Spende die wir auf dem LKW haben. So konnten wir die 5 Jugendliche und ihre Eltern heute mit reichlich Lebensmittel, Schulmaterial, Hygieneartikel und warme Kleidung ausstatten. Es wird nicht für den ganzen Winter reichen, aber eine Weile werden sie uns beim Verzehr und Verbrauch der Sachen im Kopf haben und hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder kommen.
Weiter haben wir heute unter anderem ein Mädchen kennengelernt, das alleine mit der Oma lebt. Die Mutter ist ab ins Ausland und hat ihr Kind zurückgelassen, nicht nur für eine Weile sondern für immer. Kann man sich das vorstellen?

Als Mama von zwei bezaubernden jungen Damen ist das weitentfernt meiner Vorstellungskraft… Mein Herz weint in solchen Momenten leise mit den Kindern mit, denn wir müssen ja stark sein und können nicht einfach losheulen… wir möchten ja Hoffnung weitergeben…doch eigentlich möchte man einfach das Mädchen umarmen, weinen und sagen: Es wird alles gut…. Aber wir wissen, es wird nicht gut, jedenfalls nicht einfach so… so ziehen wir weiter das Mädchen in Gedanken noch immer am Straßenrand stehend mit Hoffnung in den Augen….
Warum auch immer gibt es fast auf jeder Tour einen Sonnenschein, den man ohne zu zögern mitnehmen würde, hätte man die Chance dazu. Heute war dies ein blonder Sonnenschein mit 4 Jahren, ein Mädchen dass im Flug mein Herz für sich eingenommen hat.

Sie sah mich an ich sah sie an und dann war das schon alles was nötig ist. Wir haben miteinander den LKW geplündert und vieles was sie gebrauchen konnte abgeladen. Auf meinem Arm hat sie mich innig umarmt und mir vieles erzählt, erzählt und erzählt und gezeigt… ich habe sie nicht verstanden und sie hat mich nicht verstanden, sie hat erzählt ich habe geantwortet – ich habe sie etwas gefragt, sie hat geantwortet – sie auf rumänisch – ich auf deutsch 😊 sehr ungern lässt man den Sonnenschein zurück. Eine letzte Umarmung, rein ins Fahrzeug und hoffen, dass alles schon irgendwie für dieses Kind gut werden wird und sie ihren Weg finden wird…. Sie hat heute mein Herz eingeschmolzen und dafür bin ich ihr unendlich dankbar…
Für heute verabschiede mich und freue mich auf morgen!