Horsts Woche in Rumänien

Wochenbericht Team 4

Hallo ihr Lieben,

ich habe euch nicht vergessen, doch komme ich erst jetzt dazu die Woche mit euch in Craiova und Umgebung in Worte zu fassen.

Vieles wurde schon geschrieben und fotografisch festgehalten. Ich will euch hiermit ein paar Eindrücke der Fahrten von Team 4 schildern.

Am Sonntag nach einer kurzen Nacht beluden wir unser gelbes Fahrschulfahrzeug und fuhren zu unseren Freunden ins Obdachlosenheim. In diesem Obdachlosenheim geführt von der orthodoxen Kirche in Craiova und der Stiftung „Vasiliada“ erwartete uns schon sehnsüchtig. Während der herzlichen Begrüßung durch Herrn Pfarrer Sorin und den Bewohner erfuhren wir, dass die Lebensmittel (Mehl, Nudeln, Reis, …) vom Konvoi 2017 bis zum Juni dieses Jahrs hielten.

Mit Hilfe unzähliger Heimbewohner entluden wir die Lebensmittel für das Obdachlosenheim. Parallel dazu kamen ca. 20 Familien zum Heim und holten ihre Familienpäckchen und Lebensmittel ab. Das ganze „streng“ überwacht von dem Pfarrer.

Anschließend fuhren wir mit Pfarrer Sorin und einer Mitarbeiterin der Stiftung zu drei Familien in Craiova. Alle drei Familien waren ehemalige Bewohner des Obdachlosenheims denen die Stiftung bei der Reintegration ins normale Leben geholfen hat. Es wurden ihnen Sozialwohnungen vermittelt so dass sie nun mit Hilfe kleinerer Jobs die Chance bekommen wieder auf ihren eigenen Füßen stehen zu können.
Leider sind rumänische Sozialwohnungen absolut nicht mit den deutschen vergleichbar. Wir waren in einem 5-stöckigen Hochhaus mit ca. 32 „Wohneinheiten“ pro Etage. Irgendwo am Flur gab es eine gemeinsame Dusche und eine gemeinsame Toilette. Wir sahen sie nicht, aber sie war spürbar gegenwärtig. Und die „Wohneinheiten“? Tja, ein Zimmerchen 2 x 3 m groß. Irgendwo ein alter Ofen der auch als Herd dient. Das ganze für eine 7-köpfige Familie. Als wir rein kamen saßen sie alle auf kleinen Stühlen vor einem Mini-Fernseher. Auf die Frage wo sie schlafen zeigte der Vater mir zwei dünne Matratzen die an der Wand lehnten. Diese werden dann nachts auf den kalten Betonboden gelegt und die ganze Familie schläft darauf. Dafür muss die Familie dem Staat 50 RON monatlich Miete zahlen.

Eine andere Familie die wir besuchten war ein Vater mit 4 Kinder. Die Mutter hat die Familie verlassen und soll irgendwo in Deutschland arbeiten. Kurz nach dem die Mutter die Familie verlassen hat ist der Familie das Haus abgebrannt. Zwischenzeitlich hat der Vater mit Hilfe der Stiftung wortwörtlich auf den abgebrannten Resten seines Hauses eine weiter Etage angebaut. Zwei kleine Räume und unten eine Toilette mit Sickergrube. Warmes Wasser wird in einem Topf auf dem kleinen Herd zubereitet und sie waschen sich in einer kleinen Kinderbadewanne mitten im Zimmer.

Nach diesen Eindrücken waren wir froh abends wieder ins Lager zu fahren, wo der Lagerdienst unsere Ladung für den Montag schon vorbereitet hatte.

Montag, der 03.12.2018

Wir fuhren morgens ins verschneite und gefrorene RAST gemeinsam mit dem Kindergartenteam.
RAST liegt ca. 80 km SW von Craiova an der Donau. 2006 bei der großen Überschwemmung an der Donau war das Dorf komplett abgeschnitten und musste durch Feuerwehr und Armee über Boote

evakuiert und versorgt werden.

Der Kleintransporter führ mit dem Material zum Kindergarten und begann mit seiner Arbeit. Wir mussten erst mal eine Zufahrt zur Schule finden da auf der normalen zweispurigen Straße von der der Schulhof befahrbar wäre durch ein „Heldendenkmal“ versperrt wurde. Der kleine Seiteneingang blieb unsere einzige Chance, wenn wir nicht alles 100m weit tragen wollten. Als erstes mussten vom Nachbarn zwei 4 Meter lange Latten besorgt werden um die Leitungen über der Einfahrt hoch zu heben damit der LKW unten durch fahren kann. Als nächstes kam eine kleine enge Gasse zu einer engen Toreinfahrt wo Peter den Helfer vor Ort zeigen konnte was ein Fahrlehrer schaffen kann. Zum Glück war da der Boden festgefroren

Zwischenzeitlich machte ich mich anschließend mit den Gegebenheiten und den Verantwortlichen bekannt, da diese Schule das erste Mal von uns angefahren wurde. Die Schulleitung wusste ja noch gar nicht wer wir sind und was wir tun. Und dann kamen auch gleich zwei Teams. Das eine in die Schule und das andere baute den Kindergarten um. Dann ging das Entladen los. Es musste ja 387 Schulkinder und 380 Familien die Geschenke und Lebensmittelpakete überreicht werden. Zum Glück erfuhren wir, dass die 380 Familien die Eltern der Schulkinder waren und schon am eintrudeln waren.

Anschließend sollten wir 5 bedürftige Familien im Ort besuchen. 2 dieser Familien wohnten an der Hauptstraße für die anderen beiden mussten wir die Familienpakete auf den Vito und den Schulbus umladen da die Gässchen nicht für Peters LKW gedacht waren. An Hand der Spuren im Schnee ist das einzige Fahrzeug, dass diese Straße befährt der Schulbus der die Kinder abholt.

Wie jedes Jahr gab es schlimme Einzelschicksale und Tränen. Omas die zwei Jungs alleine erzieht da die Mutter verstorben ist und der Vater eine Haftstrafe absitzt. Familien mit 7 bis 8 Kinder ohne ein vernünftiges Einkommen die sich mit Hilfsjobs gerade so über Wasser halten können. Sie freuten sich alle unheimlich über unsere Geschenke und Lebensmittelpakete. Richtig froh wurden aber die Kinder als wir den Familien die mitgebrachten Fahrräder verteilten.

Diese Freude in den Augen entschädigt alle Strapazen die wir bei – 9° bis -10° C auf uns nehmen.

Dienstag, der 04.12.2018

Am Dienstag standen 3 Abladestellen auf unserem Plan. Die Schulen in Breasta, Valea Lungului und Obedin sollten wir anfahren. Auf dem Weg dahin haben wir uns mit den rumänischen Begleitern entschlossen die Reihenfolge umzudrehen da die letzteren beiden Schulen kleine Grundschulen waren die mittags keinen Unterricht haben.

In OBEDIN trafen wir ein kleines Häuschen mit zwei Räumen an. Da waren zwei gemischte Klassen, mit unterschiedlichen Altersstufen. Insgesamt 34 Kinder von 5 (Vorschule) bis 10 Jahren (4. Klasse). Die drei Familien im Dorf waren an der Schule, da die Mütter oder Omas die Kinder vom Unterricht abholten.

In der zweiten Schule in VALEA LUNGULUI war die Schule etwas größer. Da waren schon keine gemischten Klassen mehr. Insgesamt waren 82 Kinder ebenfalls von Klasse 0 bis zu 4. Klasse zu beschenken. Die Eltern warteten schon an der Schule auf uns, so dass nachdem Monika und ich die Geschenke in den Klassen verteilt hatten die Eltern am LKW ihre Familienpakete und die Lebensmittel in Empfang nehmen konnten.

Zu guter Letzt fuhren wir dann nach BREASTA wo uns wieder über 360 Schulinder und 11 Familien erwarteten. Hie wurden wir sehr freundlich empfangen. Den Schuldirektor und ein paar Lehrer kannte ich noch von den letzten Jahren.
Mit Hilfe der Jungs der 7. Und 8. Klasse ging das Entladen sehr schnell. Wahrscheinlich half auch die Einladung des Direktors zu einem Kaffee, dass wir so schnell waren. Nachdem alles ausgeladen war machten wir eine kleine Pause im Lehrerzimmer. Da kam auch der Schulchor und sang zwei Weihnachtslieder in Deutsch.

Anschließend kamen die Schüler der Grundschulklassen empfingen ihre Geschenke und gingen nach draußen zu den wartenden Familienangehörigen. Einige der Kinder mussten mit den Schulbussen in die umliegenden Dörfer gefahren werden. Danach kamen die Klassen von 5 – 8 und empfingen ihre Geschenke.

Es gab eine Besonderheit an diesem Tag. Wir hatten Besucher von CUMMINS England. Der Spaß war für mich besonders groß, ich durfte in drei Sprachen dolmetschen (Deutsch-Englisch-Rumänisch).
Für die beiden war der Tag ein tolles Erlebnis. Nach eigener Aussage, war das der Schönste Tag in dem mehrmonatigen Aufenthalt der beiden in Rumänien. Sie halfen mit, die Kartons rein zu tragen. Haben Geschenke an die Kinder verteilt. Die Dame saß irgendwann Mal mitten im Raum und strahlte mit den Kindergarten Kinder um die Wette. Die Krönung kam als dann einer der Kindergartengruppen ein englisches Kinderlied vorgetragen hatte.
Am Ende des Tages kam dann für mich der Moment der Erschöpfung. Ich wusste ich nicht mehr welche Sprache ich mit wem sprechen musste, was natürlich zur allgemeinen Belustigung beitrug.

Mittwoch, der 05.12.2018

Die Tour nach Băilești. Ein Ort den ich mir schon seit meiner ersten Fahrt wünschte. Wegen dem berühmtesten Sohn des Ortes und der einmaligen flüssigen Spezialität in dieser Gegend.
Băilești liegt auf halber Strecke zwischen Craiova und Rast, wo wir zwei Tage zuvor waren. Damals noch bei -9°C und jetzt bei Matsch und Tauwetter.  Was nicht gerade förderlich war um mit dem LKW direkt an die Sporthalle im Innenhof zu fahren. Also musste alles durch die Schule getragen werden.
Auch hier halfen uns die Jungs der größeren Klassen. Insgesamt entluden wir über 600 Geschenke, ca. 90 Schultaschen und unzählige Nachfüllpakete (Schreibwaren)!
Anschließend kamen ca. 40 Familien zum Lkw und holten ihre Lebensmittelpakete ab. Da konnten wir ein paar junge bzw. werdende Mütter glücklich machen, mit ein paar Kinderwägen. Dann haben die wartenden Mütter die Fahrräder auf dem LKW entdeckt. Leider waren es nur 4, wir hätten locker 400 verteilen können! Da musste ich mal ein wenig lauter sprechen um mich da bemerkbar zu und den Familien mit den meisten Kinder die Fahrräder zu überreichen.

Nächste Abladestelle ALDO-CET (Asociatia Langdon Down Oltenia Centrul Educational Teodora auf Deutsch: Verein Langdon Down Oltenia – Bildungszentrum Teodora).

Das Bildungszentrum für 13 Personen mit dem Down Syndrom, zwischen 19 und 44 Jahren wird von Frau Vislan geleitet die selbst eine Tochter in der Einrichtung hat. Unterstützt wird sie von den anderen Müttern.
Nach einer Begrüßungsrunde mit Wein und Brot, einer Gesangseinlage und einer Tanzvorführung (alles auf Video-Clips von Monika) haben wir ein paar Geschenke verteilt und dem Bildungszentrum das ganze Schreibmaterial und die Nachfüllpakete übergeben die diese dann im Unterricht nutzen können.
Daraufhin wurden wir mit einem anderen oltenischen Brauch bekannt gemacht. Gäste des Hauses müssen am Tisch Platz nehmen. Die Mütter hatten uns einen kleinen Imbiss vorbereitet. Da konnten wir auch mit den Betreibern ein paar Worte wechseln. Dabei erfuhr ich, dass sie 2006 angefangen haben den Volkstanz einzustudieren. Erst die einfachen Grundschritte und in den folgenden Jahren jeweils eine Drehung oder einen besonderen Tanzschritt.

Hochachtung vor dieser Geduld!

Donnerstag, der 06.12.2018 (Nikolaustag)

An diesem Tag sollten wir ein paar Sachen zum Kreiskrankenhaus Craiova bringen und anschließend in zwei Dörfer östlich von Craiova fahren in denen wir ebenfalls noch nie waren. Anfang der Woche haben Corina und Janina diese Orte Robăneștii de Jos und Lăcrița Mare.

Als erstes das Krankenhaus. Mitten in der Stadt alles zugeparkt kaum eine Zufahrt möglich geschweige denn eine Wendemöglichkeit. Nach längerer Wartezeit fanden sich 2 Herren die ihre Fahrzeuge bei Seite fuhren so dass wir wenigstens zum Hintereingang laufen konnten. Da hieß es OP-Kittel, Windeln, Krankenbettenschränke, Kinderbetten, Windeln und das Ultraschallgerät ausladen vorsichtig über den Hof bringen und mit dem Fahrstuhl in den 9. Stock bringen. Nach etwas Stress mit der ersten „Lift-Dame“ hatten wir alles nach oben gebracht und wollten den Kindern der Station noch ein paar Geschenke verteilen. Leider wurde ihnen gerade das Essen gebracht und wir konnten nicht beim Öffnen dabeibleiben.

Anschließend fuhren wir nach Robăneștii de Jos zu einer Grundschule mit 95 Schüler. Hier wurden wir sehr herzlich von der Schulleitung und dem Bürgermeister empfangen. Corina hatte im Vorfeld alles mit ihnen abgesprochen. Da aber die 30 Kinder aus dem Nachbarort auch dahin gekommen waren konnten wir nicht in den kleinen Überfüllten Klassenräumen verteilen und mussten eine „Verteilstraße“ im Flur aufbauen.

Da wir nicht mehr zum nächsten Dorf fahren mussten konnten wir in aller Ruhe die Familienpakete und Lebensmittel verteilen, wobei der Bürgermeister in seinem Dienstwagen den Transport der Päckchen zu den Familien übernahm.

Corina fuhr mit einer örtlichen Begleitung früher zurück da jetzt der ungeplante Programmpunkt anstand. In der Halle standen 13 Häufchen mit Geschenken, Lebensmittel, Kleidung usw. für jeweils 13 Familien in Craiova. Wieder organisiert von der Stiftung „Vasiliada“

Als wir zurück im Lager waren haben wir die Häufchen für mehrere Familien in den Sprinter von Popeci eingeladen und sind losgefahren.

Die erste Familie besucht! Alles OK! Gute Straße, kurze Laufwege. Zweite Familie: Da wurden wir erst mal stutzig. Unter der Hausnummer eine Prachtvilla und ein Auto aus Zuffenhausen fuhr auf den Hof. Dann stellten wir fest, wir müssen in den Nachbarhof. Ganz hinten ein ausgebauter Stall, da wohnte eine Frau mit 4 Kinder in einem Räumchen. Zwei Extreme fast Wand an Wand! Aber typisch für Rumänien. Bei der nächsten Familie gab es Probleme. Google kannte die Straße nicht. Ein ganzes Hochhausviertel hat eine Straße aber keine Hausnummern, sondern nur Block-Nummern. Also Frau anrufen und zur Tankstelle kommen lassen damit sie uns zu ihrem Haus führt. Und ich hatte es geahnt, natürlich wohnten sie im 4. Stock. Ohne mich! Ich habe unten „Wache“ geschoben. ?

Das nächste Haus war am Stadtrand, hatte 4 Zimmer aber nur zwei wurden genutzt da diese beiden Zimmer von einem Kachelofen gewärmt wurden. Sah eigentlich ganz nett aus, bis wir hörten wie viele Personen da wohnten!  Und dann weiter, laut Navi 10 Minuten, in die str. Constanta fahren. Keiner kannte sie, die Familie sagte uns das sei nicht weit. Kurz vor am Friedhof vorbei und dann kommt sie gleich.
Super!!! War mein erster Gedanke. Der zweite brachte dann den Schreck! Dann wurde es ziemlich abenteuerlich im dunklen Craiova. Hätte ich nicht die Adressen noch in meinem Handy würde ich es nicht glauben, dass wir noch in Craiova waren. Alex führ mit seinem Passat vor. Wir im Popeci-Sprinter hinterher. Leider hörte der Asphalt sehr schnell auf, das Kopfsteinpflaster auch und es tauchten im Scheinwerferlicht zwei Spurrinnen im Feld auf. Alex
stieg aus lief ein paar Meter vor und meinte es geht weiter. Es ging auch weiter. Der Fahrer von Popeci hatte wahrscheinlich Tränen in den Augen was mit „seinem“ Sprinter passiert. Im dunklen konnte ich es nicht sehen aber seine Schimpfworte umso mehr hören! Dann macht dieser Trampelpfad noch eine 90° Knick nach rechts und im Scheinwerferlicht sehe ich links und rechts nur Müll. Haarscharf an Bauruinen vorbei erreichten wir endlich wieder bebaute Straßen.

Als erstes eine dunkle enge Gasse, kaum breiter als der Sprinter. Weit und breit kein Licht. Dann sahen wir den Grund: Arbeiter an den Stromleitungen. Wir erfuhren, dass sie im ganzen Stadtteil seit Stunden kein Strom mehr hatten. Also in die Hände gespuckt und im Schein einer Taschenlampe die Kartons in den Hof bringen.

Zum Glück war das dann die letzte Adresse und wir durften zurück ins Lager fahren. Hier war alles leer und sauber. Die ersten Fahrzeuge fuhren schon in Richtung Hotel oder Einkaufszentrum. Was wir dann auch taten. Die letzte Fahrt vom Lager zum Hotel!

Ich war nun auch froh ein weiteres Abenteuer in Craiova überstanden zu haben! Das Eine oder andere Erlebte braucht noch ein wenig Zeit um verdaut zu werden, doch es war wieder eine gelungene Aktion mit diesem sehr lieben und ein wenig verrückten Haufen. Nur mit Euch kann man so eine Sache durchziehen und dabei noch richtig Spaß dabei zu haben!

Danke Mädels, Jungs und Doofalas!