04.12.2018 – Martinas Dienstag

Dienstag, 04.12.2018

Heute morgen haben wir schon etwas Bettschwere. Aber nichts desto trotz, wenn wir uns noch Stärken möchten, heißt das um 7 Uhr, ab zum Frühstück und um 07:30 Uhr ab zum Lager.

Heute haben wir ein etwas anderes Team und ein etwas anderes Projekt. Da wir versuchen dauerhaft nachhaltig zu sein, haben wir dieses Jahr 3 Kindergartenprojekte. Was heißt nun das wieder? So genau wusste ich das bis heute auch nicht…

Nun fahren wir los, zu dem einen ausgesuchten Kindergarten, welcher mit einem neuen Teppich und neuen Spielgeräten, zwei Sofas zum Ausruhen, einem Zelt zum Verstecken, Spiele zum Anregen für die feine Motorik und vielen anderen tollen Sachen ausgestattet wurde. Anfang wusste unsere Team nicht so recht wie und was, doch im Laufe der Zeit hatte glaube ich jeder seine Freude, sei es am Löcher in die Wand bohren (… was hier in Rumänien nicht die einfachste Übung ist…) oder beim dekorieren der kleinen Sofas. Auch heute war wieder mein Mann und meine Tochter dabei und es ist einfach schön auch hier in Rumänien einen Teil der eigenen kleinen heilen Welt dabei zu haben.

Als wir am Nachmittag fertig waren mit allem, haben wir unsere Arbeit und das Ergebnis für gut befunden und sind weiter, weiter zum nächsten ungewissen Projekt für diesen Tag.

So richtig konnte ich mir hier nicht vorstellen, was uns erwartet, es hieß, dass wir an eine Verteilstation zur Unterstützung des Teams Nr. 2 sollen, um diese zu unterstützen. Anscheinend werden dort 350 Familien erwartet. Ich dachte so „klar 350 Familien…“ das war für mich einfach unvorstellbar…

als wir ankamen drängten sich schon viele Menschen in einem Schulhof gegen die Tore. Vor den Toren haben wir eine Verteilstation aufgebaut, wo wir unsere Umkartons mit Päckchen darin, nach Alter sortiert, aufreiten. Irgendwie war ein wenig Anspannung bei den Teammitgliedern zu spüren, keiner wusste so recht, wie wir diese Euphorie und diese Masse an Menschen unter Kontrolle halten sollen. Wir haben angefangen die ersten Päckchen zu verteilen, zuerst wie immer für die Kleinsten. Diese kamen meist mit ihrer Oma oder ihrer Mama. Irgendwann haben wir dann bemerkt, dass manche Damen schon mehrmals ein Päckchen holten, jeweils mit wechselnden Kindern auf dem Arm. Auch den Kindern war dies nicht mehr wohl zumute, teilweise weinten sie, weil sie gar nicht wussten was hier geschieht. Es kamen auch immer mehr Menschen von überall her. Manche krochen unter den LKW’s durch oder versuchten sogar auf den LKW zu kommen, um an unsere mitgebrachten Sachen zu kommen. Die Gier der Menschen und das unbedingte ergattern wollen der Eltern für ein Päckchen für ihre Kinder hat uns letztendlich zum Abbruch bewogen. Die Lage war nicht mehr wirklich unter Kontrolle. Wir haben die Verteilstation mit den Fahrzeugen verlassen. Die Päckchen liessen wir da. Über die Päckchen sind dann alle hergefallen, wer was ergattert hat, konnten wir dann nicht mehr beeinflussen.

Unzufrieden sind wir dann Richtung Craiova zurück in unser Lager gefahren. Die so wichtigen Lebensmittel für diese Menschen konnten wir nicht mehr abladen. Des einen Leid ist des anderen Freud. Da wir alles gut unterbringen wollten, haben wir die Lebensmittel im Obdachlosenheim in Craiova abgeladen. Die Freude war dort groß. Der Winter kann weitergehen, dank unseren Lebensmittelspenden jedenfalls mal ohne Hunger.

Der ganze Tag hört sich irgendwie nüchtern an… jedoch waren diese Emotionen, von Menschen, die hier einfach nur an unsere Geschenke, Waren und Lebensmittel wollten, für mich sehr sehr schwer in Worte zu fassen.

Heute Abend nach dem gemeinsamen Abendessen und schönen Gesprächen zum Verarbeiten des Gesehenen wurde mir wieder wie jeden Tag bewusst, warum ich hier bin und warum ich hierfür, für unser Projekt kämpfe -> Hoffnung verbreiten, die Hoffnung, dass das Licht in einem selbst nicht erlischt. Es darf einfach nicht dunkel werden. Sei es auch nur ein kleiner Funke den ich hier entfachen kann. Ein kleines Funkeln in den Augen. Seht ihr das manchmal auch? Das Funkeln in den Augen eures Gegenübers? Man kann es manchmal nicht deuten, aber es ist da und es macht warm, warm um unser Herz!

Danke hier an alle, die es möglich machen, hier ein Funkeln zu zaubern und Danke an alle funkelnden Augen der Hoffnung, die ich wahrnehmen und sehen darf.

Bis Morgen!

Eure Martina